Dämmung & Energetische Sanierung - mein Erfahrungsbericht

Auch wenn es draußen kalt ist - drinnen sollte es bitte schön warm bleiben. Genau deshalb fragen wir Sie nach Ihren besten Tipps rund um das Thema dämmen. Legen Sie eine Decke vor die Wohnungstür? Oder ziehen Sie die Küchenvorhänge über Nacht zu? Und was ist mit den Kellerfenstern? - Diskutieren Sie mit anderen Energiesparern über das Thema "Dämmung". Stellen Sie Ihre Fragen, geben Sie Ratschläge und holen Sie sich wertvolle Anregungen!

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Karl Ranseyer
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Dämmung & Energetische Sanierung - mein Erfahrungsbericht

Beitrag von Karl Ranseyer »

Hallo zusammen,

ich möchte hier gern meine Erfahrung mit der energetischen Sanierung meines Wohnhauses weitergeben. Das ESK nutze ich seit der Sanierung im vergangenen Jahr, habe aber auch eigene Aufzeichnungen noch zusätzlich durchgeführt.

Es passt zwar nicht alles was ich erwähne in das Forum Dämmung aber ich denke das wird mir keiner krumm nehmen.

Das war der Stand der Dinge zum Beginn der Sanierung im Juni 2013:

Zweifamilienhaus, freistehend, Baujahr 1963, massiv gebaut aus Hohlblocksteinen 30cm.
Voll unterkellert, Dachboden ausgebaut, Dach 1995 gedämmt.
Haustüre und 4 Dachfenster BJ 1963, restliche Fenster BJ 1977 mit Zweischeiben-Isolierverglasung.
Erdgeschosswohnung 68 m2 bewohnt von 1 Person, Wohnraumtemperatur 22 Grad
Wohnung im 1.OG 68 m2 leerstehend
Dachboden nicht zu Wohnzwecken benutzt

Heizung Öl-Zentral, Kessel Buderus Junotherm S305T, BJ 1986, Leistung 21 kw, nur über Kesseltemperatur geregelt. Warmwasserbereitung über Zentralheizung.

Verbrauch Heizöl 2010 – 2011 : 1800 Liter
Verbrauch Heizöl 2011 – 2012: 1819 Liter
Verbrauch Heizöl 2012 – 2013: 1878 Liter

In den genannten Jahren wurde nur die EG-Wohnung beheizt + Warmwassererzeugung. Die Wohnung OG und Dachboden wurden im Frostschutzmodus betrieben.

Folgende Maßnahmen habe ich seit dem vergangenen Jahr durchgeführt:

Juni 2013:
Erneuerung aller Fenster, auch Dachflächenfenster durch Dreischeiben-Isolierverglasung, UW 0,79

Juli 2013:
Einbau Photovoltaikanlage mit 9,36 kw/Peak

September 2013:
Erneuerung der Haustüre wärmedämmend

Oktober 2013:
Nachrüstung einer witterungsgeführten Regelung der Heizung
Einbau voreinstellbarer Thermostatventile in OG & Dachboden
Hydraulischer Abgleich durchgeführt, Einbau einer Hocheffizienz-Umwälzpumpe
komplett auf elektronische Thermostate umgerüstet

November 2013:
Gebäude bis Erdgleiche mit 140mm WDVS gedämmt

Seit August 2013 wird die inzwischen sanierte Wohnung im OG mit ebenfalls 68 m2 von mir bewohnt, Wohnraumtemperatur 20 Grad.
Der ausgebaute Dachboden ist weiterhin ungenutzt und wird nur im Frostschutzmodus „beheizt“.

Ausgehend von dem Durchschnittsverbrauch der vergangenen Jahre für nur die EG-Wohnung und den Wohnraumtemperaturen war ein Verbrauch von ca. 3300 Litern Heizöl für beide Wohnungen im unsanierten Zustand zu erwarten. Dies wurde mir vom Energieberater auch so errechnet.

Vergangenen Montag habe ich den Heizöltank wieder füllen lassen und bekomme das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.

Von Juni 2012 bis Mai 2013 wurden gemessen für Heizung und Warmwasser bei einer beheizten Wohneinheit 19161 kwh Wärmeenergie verbraucht. Dies würde hochgerechnet auf beide Wohneinheiten ca. 38200 kwh entsprechen.

Von Juni 2013 bis Mai 2014 wurden gemessen für Heizung und Warmwasser für beide Wohneinheiten nur noch 14598 kwh verbraucht. Das habe ich durch den Betriebsstundenzähler des Brenners ermittlet, da der Brenner einen festehenden Heizöldurchsatz hat war dies recht einfach.

Nachgetankt wurden genau 1432 Liter gegenüber ~ 1800 Litern in den vergangenen Jahren.
Oder mal in barer Münze ausgedrückt: bei den derzeitigen Ölpreisen rund 1700 Euro gespart. Immer hochgerechnet auf die Beheizung beider Wohneinheiten gegenüber einer bis Juli 2013.

Ersparnis: fast 62% ! (sehr wohl rein rechnerisch, aber ich habe schon Abzüge für geringere Raumtemperaturen usw. gemacht).
Es könnte sogar noch mehr werden, da in den Heizmonaten September bis Mitte November 2013 die Wärmedämmung noch nicht angebracht war und auch die witterungsgeführte Regelung erst im Oktober eingebaut wurde. Hierzu könnte ich dann Ende November diesen Jahres wieder berichten wenn das erste "komplettsanierte" Jahr vergangen ist.

Fest steht jedoch: ich hätte mit allem gerechnet aber mit einem derart guten Erfolg nicht. Selbst die Berechnung des Energieberaters (Ingenieurbüro) ging lediglich von ca. 38% Einsparung aus.

Was in Euro oder kwh nicht zu bemessen ist: Der Wohnkomfort hat sich gewaltig gesteigert. Keine kalten Wände mehr im Winter, durchgehend gleiche Temperatur in den Räumen, keine Zugluft oder kalte Ecken.
Man muss lediglich darauf achten auch im Winter regelmäßig zu lüften (Stoßlüftung über ein paar Minuten) dann kommt es auch nicht zu Feuchte- und Schimmelproblemen.

Diese enorme Einsparung war natürlich auch nur durch das Gesamtpaket zu erreichen. Ich behaupte also gewiss nicht "durch Wärmedämmung habe ich 60% Kosten eingespart“.

Nun ziele ich noch auf eine neue Heizungsanlage ab, nur fehlt mir derzeit noch der geeignete Sponsor. ;)
Die alte ist nun restlos überdimensioniert. Aber daher auch mein Tipp: Erst energetisch das Haus sanieren, dann die Heizungsanlage. So kann diese optimal an die neuen Anforderungen angepasst werden.

Thema Stromverbrauch:
Durch die gezielte Umstellung auf LED-Technik bei der Beleuchtung, Einsatz von abschaltbaren Steckdosen und/oder „Ausstecken“ von Geräten die nicht ständig benötigt werden konnte der Gesamtverbrauch beider Haushalte / Wohnungen um ca. 20% gesenkt werden.
Ich verbrauche trotz Wasserbett (inzwischen mit Carbonheizung) monatlich im Durchschnitt noch 130 kwh in meinem Haushalt.
Der Gesamtverbrauch für beide Wohnungen / Haushalte mit Heizung liegt bei ca. 300 kwh/Monat im Durchschnitt.
Aus der Photovoltaikanlage können wir einen Eigenverbrauch durch gezielte Nutzung der Verbraucher wie Waschmaschine, Herd etc. von rund 20% jährlich erzielen. Was dann noch eingespeist wird reicht dicke um die Anlage auf 10 Jahre zu finanzieren. Sie zahlt sich quasi selbst und spart mir schon jetzt Kosten ein.

Soweit, so gut. Was hat der Spaß gekostet? Alles in allem hatte ich ein Volumen von knapp 45.000 Euro zu bewältigen (Fenster, Türe, Dämmung, Verbesserung Heizung, Energieberater). Dazu nochmal 13.500 Euro netto für die Photovoltaik. Über die KFW-Förderung bekam ich 4500 Euro Zuschuss für die energetischen Maßnahmen. Bleiben 40500 Euro.
Nun wird mancher sagen: das rechnet sich ja nie! Wenn man es ganz schlecht rechnet Amortisation in 23 Jahren wenn der Ölpreis heute stehenbleibt.

Aber: in meinem Fall waren die Fenster überfällig, Aussenputz musste auch dringend saniert werden. Da habe ich gesagt: wenn, dann gleich richtig. Die Mehrkosten für Dämmung und Top-Fenster/Türen und Verbesserung Heizanlage beziffere ich auf ca. 15000 Euro. Amortisation: ca. 9 Jahre. Das ist für mich ok.
Und ich habe wieder ein Haus das richtig gut aussieht!

Von daher sollte man, gerade was Amortisation oder Aufwand/Nutzen angeht jedes Projekt gesondert betrachten. Es wird nie eine allgemeingültige Aussage geben ob sich eine energetische Sanierung „rechnet“ oder nicht.

Allerdings rechnet sie sich immer für unsere Umwelt und vor allem für unsere Kinder und Enkel!

Was ich jedem künftigen Sanierer ans Herz lege: Zieht euch einen guten Energieberater zur Planung hinzu! Nicht den erstbesten, erkundigt euch nach Referenzen! Das ist in meinen Augen das A&O bei jeder energetischen Sanierung.
Holt euch gute Fachbetriebe für die auszuführenden Arbeiten! Wer billig kauft, kauft zweimal! Die Freude am günstigen Preis währt kürzer als der Ärger über eine schlechte und mangelhafte Ausführung der Arbeiten.

Fazit: ich habe mit Wärmedämmung / Sanierung eine gewaltige Einsparung erzielt. Ich kann es jedem, dessen Situation ähnlich ist wie meine noch im vergangenen Jahr war, nur empfehlen! Und natürlich auch allen anderen. Auch wenn die Einsparung nicht so massiv ist wie bei mir.

Gruß
Klaus
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Mawe [admin]
Beiträge: 414
Registriert: Montag 4. November 2013, 17:29

Re: Dämmung & Energetische Sanierung - mein Erfahrungsberich

Beitrag von Mawe [admin] »

hallo Klaus,

danke für den ausführlichen Bericht!
Und Glückwunsch zu den Einsparerfolgen. Das kann sich wirklich sehen lassen!!!

:)

Beste Grüße,
Mawe
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Karl Ranseyer
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Bilanz nach einem Jahr

Beitrag von Karl Ranseyer »

Hallo zusammen,

das erste volle Jahr nach meiner Wohnhaussanierung ist nun vergangen und hier wie versprochen die Bilanz.

Vor der Sanierung wurden für Heizung und Warmwasser bei einer beheizten Wohneinheit (68 m2) mit 1 Bewohner jährlich 1800 Liter Heizöl verbraucht.

Nach der Sanierung wurden für Heizung und Warmwasser bei zwei beheizten Wohneinheiten (gesamt 136 m2) und je 1 Bewohner lediglich 1300 Liter Heizöl verbraucht.

Umgerechnet auf eine Wohneinheit; 1800 Liter zu jetzt 650 Liter; beträgt die Ersparnis satte 64%.

Strom: Insgesamt haben beide Haushalte in 2014 3710 kwh Strom verbraucht.
Haushalt 1: 2014 kwh (Mehrverbrauch bedingt durch beide Waschmaschinen, Hausbeleuchtung usw.)
Haushalt 2: 1498 kwh
Heizung: 198 kwh

Im Schnitt entfallen also 1855 kwh auf jeden Haushalt.
Von den insgesamt 3710 kwh konnten 1620 kwh ( 43%) aus der Photovoltaikanlage gewonnen werden mit einem Erzeugungspreis von 0,10 EUR / kwh.

Insgesamt gesehen bin ich mit diesem Ergebnis mehr als zufrieden, jedoch fliessen nach wie vor Verbesserungen ein um die Verbräuche noch weiter zu drosseln. Viel wird dies nicht mehr sein aber es macht doch Spaß hier und dort den einen oder anderen Euro noch herauszukitzeln.
Wie all das zustande kam könnt ihr im ersten Post oben nachlesen.

Meine Amortisationsrechnung geht voll auf und das ist zunächst einmal die Hauptsache. Auch die Umwelt freut sich gewiss ein wenig darüber.

Einzig meine Freizeit "leidet" unter dem Ganzen, es braucht schon Zeit um Verbräuche zu erfassen, Excel-Tabellen zu erstellen und sich umfassend mit dem Thema Energieeinsparung und Energietechnik zu beschäftigen. Doch wenn man dann das Ergebnis sieht rechnet sich das auch. :)

Gruß
Klaus
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