Austausch der Ölheizung
Die Daten der Öl-Heizung vor dem Umbau:
Firma: Strebel, Baujahr 1978, Gußkessel
Leistung: 28.000 kcal/h = 32,48 kW
Heizkreistemperatur: 60°C
Warmwassertemperatur: 60°C
Abgastemperatur: 190°C (gemäß letztem Protokoll des Schornsteinfegers)
kein Außentemperaturfühler
1 Heizkreis (Heizkörper)
Jährliche Wartung durch einen Fachbetrieb.
Wie so häufig im Leben, die reale Situation lässt manchmal nicht den notwendigen Spielraum für Entscheidungen.
Geplant war, mit Inbetriebnahme des zweiten Heizkreises (nur Fußbodenheizung) die Technik auszutauschen.
Die Technik war jedoch noch nicht entschieden. In der engeren Auswahl waren noch immer folgende Techniken:
- Umstellung auf Holzheizung
Die reine Holzheizung ist aber schon gegenüber den anderen Varianten ins Hintertreffen geraten, da keine automatische
Brennstoffzufuhr vorhanden ist. Das noch so viele Varianten in der engeren Auswahl standen, ist auch folgenden Umständen zu verdanken:
- Die vorhandenen 4 Kunststofftanks a 2000L für die Ölllagerung sind noch top in Ordnung.
- Der Vorbesitzer des Hauses hat bereits einen Gasanschluß in das Haus legen lassen.
Der Schornsteinfeger kam uns nun zuvor und hat mit der Stillegung des alten Ölkessels "gedroht". Eine Fristverlängerung, bis zur Entscheidung der neuen Technik, wollte er uns nicht einräumen. Eine Schnellentscheidung zugunsten eines neuen Energieträgers wollten wir aber auch nicht machen. Der Schornsteinfeger kam uns entgegen und hat kostenfrei eine Inspektion des vorhandenen Kamins durchgeführt (mit Kamera). Das Ergebnis war für uns überraschend und erfreulich: Der Vorbesitzer des Hauses hatte bereits eine Kaminsanierung mit einem Innenrohr aus Edelstahl und einem Durchmesser von 140mm vorgenommen. Dies war uns nicht bewusst, da beim Kauf hiervon nichts erwähnt wurde.
Dies gab uns nun aber neuen Handlungsspielraum, denn ursprünglich hätte ja nicht nur die Technik ausgetauscht werden
müssen, sondern letztendlich evtl. auch eine, je nach Kessel, Kaminsanierung angestanden.
Angebote haben wir uns zu Gas- und Ölbrennwerttechnik sowie Ölniedertemperaturkessel eingeholt.
Diese Angebote umfassten nur die Erneuerung des Ölkessels sowie eine evtl. notwendige Kaminsanierung und Kondensat-
Entsorgung. Es waren noch keine Umbaukosten für einen weiteren Heizkreis enthalten. Der Hersteller der Heizung war uns
letztlich egal, da zwischenzeitlich alle namhaften Firmen eine gute Qualität liefern. Da aber auch ein gutes Gerät irgendwann
mal defekt wird, war uns wichtig, das für die angebotenen Geräte im näheren Umkreis eine Firma ist, die die Wartung und
Reparatur ausführen kann.
Angebote: (billigste)
Ölbrennwertheizung: 12.000 € (incl. Kaminsanierung und Kondensatentsorgung, el. Anschlußkosten nicht gerechnet)
Gasbrennwertheizung: 8.000 € (incl. incl. Kaminsanierung und Kondensatentsorgung, el. Anschlußkosten nicht gerechnet)
Öl-Niedertemperaturkessel: 5000 € (incl. Anpassungsarbeiten für Vor- und Rücklaufleitung)
Alle Geräte hatten nur eine Steuerung für 1 Heizkreis!
Ergebnis:
Die Kosten in den Angeboten überraschten uns. Bei der Umrüstung einer "alten Heiztechnik" sind auch die anfallenden
Nebenkosten, wie z.B. Anschlußkosten, Kaminsanierung, Kondensatentsorgung usw. ein wesentlicher Kostentreiber.
Also nicht nur Preise für Gerätekosten einholen. Das ist max. die halbe Miete. Wichtig ist auch, sich nicht von den Verkaufsprofis blenden zu lassen. Jeder hat das "beste Gerät" im Angebot. Die Unterschiede zu anderen, vielleicht besseren Alternativen, wird oftmals verschwiegen. Das Angebotsergebnis bestätigte letztlich unsere bisherige Vorgehensweise: Eine noch gute, funktionale alte Technik rechnet sich oftmals nicht, wenn man diese vorzeitig austauscht. Nur mit Subventionen sind einigermaßen vernünftige Amortisierungszeiten zu erreichen. Wir entschieden uns deshalb für eine andere Option. Warum nicht ein gebrauchtes Gerät einbauen? Niedertemperaturtechnik war noch nicht "verboten". Viele rüsten ihre Heizung auf Brennwerttechnik um. Da sollte der Gebrauchtmarkt gut versorgt sein. Man gewinnt Zeit, um die geeignete Technik in Ruhe aussuchen zu können.
Nachteile:
1. Transport- und Einbringung müssen geklärt werden
2. Finden eines Handwerkers, der das Gerät anschließt. Da Handwerksbetriebe eine Mischkalkulation vornehmen, findet
man nur schwer einen Betrieb, der ein vorhandenes Gerät einbaut.
3. Gebrauchte Geräte haben oftmals nicht die gewünschte (benötigte) Ausstattung
Vorteile:
1. Kosten
Von den Nachteilen haben wir uns nicht beeinflussen lassen und gingen auf die Suche. In EBAY wurden wir fündig.
Ein Waldbesitzer hat sein Haus von Öl- auf Holzheizung umgestellt. Der Ölkessel war zwar 8 Jahre alt, hatte aber
nur wenige Betriebsstunden. Die Wartung konnte lückenlos nachgewiesen werden und ein Fachbetrieb hat das Gerät
ausgebaut und ordnungsgemäß eingelagert. Verwundert war ich, das für so ein Topgerät nur wenige Bieter bei
EBAY waren und ich den Zuschlag für 800€ bekam. Zusätzlich war auch noch die komplette Pumpenstation und ein
Ausgleichsgefäß dabei. Die Pumpenstation sparte weitere 300€ für den 2. Heizkreis.
Die Daten unserer "neuen" Öl-Heizung:
Firma: Buderus G115, Baujahr 1995, Öl-Niedertemperatur; Gußkessel, theoretischer Wirkungsgrad: 96%
Leistung: 21kW
Heizkreistemperatur: gleitend
Warmwassertemperatur: 60 °C
Abgastemperatur: 130°C (gemäß letztem Protokoll des Schornsteinfegers)
Außentemperaturfühler
1 Heizkreis (Heizkörper)
1 Heizkreis für Fußbodenheizung (vorgesehen)
ToDo:
Gerät abholen: Anhänger wurde von Freund ausgeliehen. Die Abholung wurde gleich mit einem schönen Tagesausflug
kombiniert.
Altes Gerät ausbauen: Eigenleistung
Neue Geräte in den Keller einbringen: Nachbarn und Freunde aus dem Verein waren sehr gerne behilflich.
Gerät anschließen (Rohre): Ein Arbeitskollege, der seine Heizung im Haus selbst einbaute, unterstützte.
Gerät elektrisch anschließen: Eigenleistung
Steuerung einbauen und programmieren: Eigenleistung
Altes Gerät entsorgen: Schrotthändler (Anmerkung: da Metallpreise sehr hoch, hat dieser auch die Entsorgung des
Isoliermaterials kostenfrei übernommen)
Aufwand:
1. Gerät abholen: 1 Tag
2. altes Gerät ausbauen (incl. Heizungsentleerung): 4 h
3. Neue Geräte einbringen: 4 h
4. Geräte mit Rohre anschließen: 10 h
5. Geräte el. anschließen: 8 h
6. Steuerung programmieren: 4 h - verteilt über mehrere Tage
Schwierigkeitsgrad(e):
Punkte 1 - 3: einfach (kann jeder)
Punkte 4 - 6: schwierig - Spezialkenntnisse erforderlich
Kosten:
Niedertemperatur Ölkessel Buderus G115: 800 €
Benzinkosten für Abholung Kessel: 60 €
Pufferspeicher, 800L: 850 €
Material für 2. Heizkreis, Puffer usw.: 200 €
Honeywell-Steuerung: 90 €
Einsparung Wartungsvertrag: - 140 €
Invest: 1.860 €
Verbrauch vorher: 2900 Liter / a
Verbrauch nachher: 2200 Liter / a
Sicher konnte eine Einsparung von 700 Liter Öl nachgewiesen werden.
Mittlere Kosten für Heizöl ca. 0,67€ / L
Einsparung:
700L * 0,67€ = 469€/a
Amortisation = Invest : Einsparung = 1.860€ : 469€ = 3,966
Amortisierungsdauer: ca. 4 Jahre
Amortisierungsdauer bei neuer Technik: ca. 13 Jahre
Hier ist noch zu berücksichtigen, das die neue Steuerung und der Pufferspeicher zum Teil auch gebraucht gekauft und ein
Teil der Leistungen selbst erbracht wurde. Die Amortisierung liegt, bei neuen Komponenten und Kauf beim Fachhändler, realistischer bei min. 17 Jahren.
Vorläufiges Fazit
Der gebrauchte Ölkessel läuft auch noch nach 12 Jahren absolut problemlos. Eigentlich wollten wir schon schneller auf
eine neue Technik umsatteln. Die sehr guten Leistungswerte des bisherigen Energieerzeugers haben uns jedoch davon
abgehalten. Mit relativ geringen Mitteln haben wir auch gleich die Infrastruktur zur Einbindung des Kachelofens und einer
thermischen Solaranlage vorgesehen. Wir haben uns bewusst für die Einbindung eines Pufferspeichers entschieden. Obwohl
zu diesem Zeitpunkt nicht klar war, ob wir jemals eine Solarthermieanlage kaufen werden. Der Pufferspeicher hat jedoch die
Möglichkeit geboten, den Ölkessel, trotz Leistungsüberdimensionierung, länger laufen zu lassen (in der Regel min. 30 Minuten bei jedem Start) Dies hat die Anzahl der Starts erheblich reduziert und der Ölkessel hat es uns durch einen niedrigen
Verbrauch zurückgezahlt. Ebenso konnten wir auf die Wartung gänzlich verzichten. Durch die langen Laufzeiten hat der
Ölkessel einen fast rückstandslosen Abbrand. Der Schornsteinfeger war jedes Jahr aufs Neue über die guten Leistungswerte
und die Sauberkeit des Kessels überrascht. Er sprach mir ein Lob für die "gute Wartung" der Anlage aus. Ich musste ihm
mitteilen, das der Kessel gar nicht gewartet wird! Ich habe 2014 zum ersten Mal den Kessel gereinigt. Dabei war nur eine kleine Menge an Schmutz angefallen. Ansonsten kontrolliere ich jedes Jahr 2 x in der Heizperiode den Brennraum auf Schmutz. Wir sind damit bewusst einen anderen Weg, als in einschlägigen Internetforen empfohlen wird, gegangen.
Die meisten reduzieren die Kesselleistung auf das absolute Minimum, bauen keine Raumthermostate ein und versuchen somit, eine lange Brennerlaufzeit pro Start zu erreichen. Man verbaut sich damit aber die Chance, langfristig erneuerbare Energien preisgünstig einbinden zu können. Die Einbindung des Pufferspeichers zeigt, das sich dieser auch rechnen wird.
Ich habe sogar eine teure Variante des Speichers gewählt. Pufferspeicher mit Solarwärmetauscher waren auch bereits für die Hälfte des Preises zu bekommen. Die Amortisationszeit wäre dadurch nochmals kürzer gewesen.
Ein gebraucht gekauftes Gerät hat in der Regel nicht die Ausstattung die man unter Umständen benötigt. Da ein 2. Heizkreis
eingebunden werden sollte, haben wir in Fachgeschäften nachgefragt, welche Möglichkeiten es gibt. Für den Buderuskessel
gab es unterschiedliche Steuerungen. Die Kosten, die vorhandene Steuerung nachträglich zu erweitern, haben uns aber
auch hier auf dem Gebrauchtmarkt umsehen lassen. Nicht nur die hohen Kosten einer solchen Original-Steckkarte war
auffällig. Diese Steuerkarten haben, gegenüber externen Steuerungen, meistens auch einen geringen Funktionsumfang.
Deshalb kaufte ich auch hier eine hochwertige Honeywell-Steuerung bei EBAY.
Problem nun, das kein Fachhändler bei der anstehenden Programmierung und Inbetriebnahme unterstützen wollte.
Die Hersteller hochwertiger Steuerungen bieten jedoch einen ausgezeichneten Support. So war es auch bei Honeywell.
Ein Techniker führte mich Punkt für Punkt durch das Menü der Steuerung. So konnte ich auch, ohne spezielle
Heizungskenntnisse, relativ einfach die Heizung wieder in Funktion setzen.
Diese positiven Erfahrungen habe ich auch bei anderen Firmen gemacht. Diese Hilfsbereitschaft zeichnet auch eine gute
Firma aus. Denn, auch ein Markengerät kann defekt werden.
Die Hydraulik im Heizungskeller wurde nur soweit angepasst, wie es für die Einbindung des 2. Heizkreises und des
Pufferspeichers notwendig war. Nur diesen geringen Umbauschritt zu machen, hat bisher weiteres Energiesparen
zu Nichte gemacht. Dazu aber in weiteren, späteren, Ergänzungen mehr.
Nach Einbau des Ölkessels und des Pufferspeichers hatte ich auch einige Monate Zeit, die Einsparung zu beobachten.
Nur mit einer lückenlosen Dokumentation kann letztlich eine Einsparung vernünftig nachgewiesen werden. Da 2 Maßnahmen
gleichzeitig durchgeführt wurden (Niedertemperaturheizkessel und lange Brennerlaufzeiten) kann nicht auf den letzten
Liter genau die Einsparung zugewiesen werden. Hier hätte ich einen großen Aufwand betreiben müssen, um eine genaue
Zuordnung vorzunehmen.
Durch die gewonnen Erkenntnisse kann ich jedoch ca. 2/3 der Einsparung den längeren Brennerlaufzeiten zuordnen.
Des macht den Austausch eines funktionierenden Altgerätes noch unrentabler.
Längere Brennerlaufzeiten können auch durch den Einbau kleinerer Düsen erreicht werden. Dies ist bei unserem Modell
leider nicht möglich. Ich könnte nur den Brenner tauschen. Statt 21kW kann an diesem Modell noch ein 17kW-Brenner
installiert werden. Ein Neukauf des Brenners wird jedoch nicht durch die Einsparung an Öl zu amortisieren sein.